"Argumente" gegen
eine Beweidung
betreffend Zaunmanipulation
Sehr geehrte Damen und Herren,
da bereits mehrfach Zäune durchgeschnitten, Stickel umgedrückt wurden oder andere Sachbeschädigungen an den Gehegen der Rinder oder Schafe verursacht wurden, bitten wir Sie um Ihre Mithilfe, den oder die Täter zu finden. Die Sachbeschädigungen wurden zur Anzeige gebracht. Sollten Sie also jemanden beobachten, der an den Zäunen der Rinder oder Schafe irgendwelche Veränderungen durchführt, so setzen Sie sich bitte mit uns oder der Polizei in Oppenheim in Verbindung.
Hinweise wenn die Rinder ausgebrochen sind:
- Keine Panik! Die Rinder greifen keine Menschen an! Verhalten Sie sich ruhig und bleiben Sie stehen. Rufen Sie uns unter 0179/6932306 an, wenn die Rinder außerhalb der Zäune stehen. Manchmal kann sich ein Jungtier außerhalb des Zaunes befindet, dieses läuft jedoch ALLEINE, wenn man es nicht stört, in die Umzäunung zurück.
- Laufen Sie nicht weg, dies könnte das Herdenverhalten "Nachlaufen" hervorrufen. Nicht pfeifen, klatschen oder laut schreien, die Rinder werden dann nur nervöser!
- Auf keinen Fall hinterherrennen oder joggen. Die Rinder sind ungefähr so schnell wie ein Hund und Sie können sie nicht einholen.
- Falls Sie einen Hund dabei haben, diesen verstecken und sich langsam entfernen, da Kühe mit Kälbern einen ausgeprägten Mutterinstinkt haben und den Hund angreifen können. Falls der Hund angegriffen werden sollte, lassen sie ihn laufen, die Rinder vertreiben ihn dann von den Kälbern. Nicht den Hund hochnehmen, da die Rinder sonst auch den Hund in Ihren Armen angreifen können.
- Beobachten Sie die Rinder aus sicherem Abstand, bis Hilfe eintrifft.
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Fiala
Häufige "Argumente" gegen eine Beweidung
Neben dem "normalen" Vandalismus und dem Versuch, die Flächen selbst bewirtschaften zu wollen haben besonders einzelne Jäger ein "Interesse", daß die Beweidung gestoppt wird. So wurde bereits mehrfach unter Zeugen gesagt, daß sie die Rinder "abknallen" werden. Warum muß man sich fragen?
Argument Renaturierung
"Wir dachten, daß Gebiet würde renaturiert und steht dann nur noch uns zur Verfügung."
Eine Renaturierung wird aus Gründen des Hochwasserschutzes, der Aktivierung der Selbstreinigungskraft des Gewässers der sanften Naherholung und aus Gründen des Naturschutz durchgeführt und nicht für einzelne Personenkreise, die hier ihr Hobby (z.B. Jagd) ausüben wollen.
Argument Artenverdrängung
"Die Rinder haben die ganzen Arten verdrängt."
Neben dem Auftreten von einer Vielzahl von seltenen Vogelarten, die den Hahnheimer Bruch und die Renaturierung als EU-Vogelschutzgebiet erst ausweisen, profitiert auch das jagdbare Wild von dieser extensiven Beweidung.
Da immer nur Teilflächen beweidet werden und sich diese Flächen ca. alle 2-4 Wochen ändern, sind immer Flächen vorhanden auf die sich auch das "jagdbare Wild" zurückziehen kann. Dies nur unter der Annahme, daß das Wild überhaupt gestört wird, was in anderen Regionen, wie z.B. Hunsrück, Schwäbische Alp oder anderen Gebieten, die durch eine deutlich intensivere Beweidung gekennzeichnet sind, widerlegt wird. Hier weiden Rehe zwischen Rindern oder auch bei Schafen.
Es mag zwar sein, daß eine abgeweidete Fläche ca. 2 Wochen von Rehen gemieden wird. Dies hängt aber nicht mit dem Geruch zusammen, sondern damit daß Gras und Kräuter abgefressen wurden und somit Rehe auf dieser Teilfläche erst nach einem Nachwachsen (innerhalb von 2 Wochen) wieder entsprechendes Futter finden. Dies ist dann umso schmackhafter, da es frisch nachgewachsen ist. Außerdem stören weder Schafe noch Rinder Gelege oder Jungtiere der (nichteinheimischen) Fasane, Hasen oder gar junge Kitze. Im Gegenteil, da die jungen Kälber ebenfalls vor "Eindringlingen", wie Fuchs und Hund beschützt werden, gibt es auf den aktuell beweideten Flächen diese Störungen nicht. Dies nutzen auch die Fasane, die sich entweder bewußt auf der Fläche aufhalten oder ihre Nahrung suchen.
Zudem gibt es genügend Untersuchungen darüber, wie sich eine extensive Beweidung positiv auf Bodenbrüter auswirkt. Auch gibt es besonders angrenzend an die Renaturierungen der Selz bei Sörgenloch und auch an den Hahnheimer Bruch mindestens 40 Rehe, die sich erst im letzten Jahrzehnt etablieren konnten.
Argument Rehe
"Die Rehe können nicht durch die Zäune aus 2 Drähten laufen."
Wer einmal beobachtet hat, wie Rehe quer der Zeilen durch einen Weinberg laufen oder wer einmal versucht hat, Rehe mit 2 Drähten von einer Fläche fernzuhalten, die in ca. 50 und 100 cm über dem Boden angebracht wurden, der kann sich über diese Aussage nur wundern.
Argument Hasen
"Die Hasen finden kein Futter mehr."
Hasen sind Feinschmecker, die in einer ausgeräumten Kulturlandschaft ohne Grünland keine Nahrung mehr finden. Sie benötigen abwechslungsreiches Grünfutter, welches nur erhalten oder entwickelt werden kann, wenn eine Nutzung, d.h. Mahd oder Beweidung von Grünland stattfindet.
"Die Hasen laufen sich am untersten Draht tot."
Wenn Hasen so blöd wären, wären sie schon längst ausgestorben.
Wir kennen immer nur Jäger, die mit ihren Autos in die Zäune fahren, aber Hasen? (-:
Argument Jagdpacht
"Wir haben das Gebiet gepachtet und können auch bestimmen, was dort gemacht wird."
Ein Teil der Jäger verwechselt die Jagdpacht, die eine ganze Gemarkung oder auch Teilbereiche beinhaltet mit der regulären Pacht. Die Jagdpacht beinhaltet nur das jagdbare Wild, wie Kaninchen, Hasen, Fasane, Stockenten, Rehe und Füchse, die auch in Naturschutzgebieten oder auf anderen Flächen im Rahmen der gesetzlichen Jagdzeiten bejagt werden dürfen.
Allerdings hat dies Jagdpacht keine Beeinflussung auf die Bewirtschaftung der Flächen, da auch alle landwirtschaftlichen Flächen, wie Grünland oder Äcker im Bereich der Jagdpacht liegen, aber sich verständlicherweise kein Landwirt vorschreiben läßt, was er wann auf seinem Acker macht.
Argument Fraßschäden
"Die Rinder fressen die ganzen Sträucher und Bäume."
Die Rinder sollen einen Großteil der Bäume und Sträucher abfressen, damit der Offenlandcharakter erhalten bleibt. Hierdurch können kosten- und personalaufwendige Maßnahmen unterbleiben.
Die Anpflanzungen waren noch aus einem alten Konzept von Renaturierungen, das sich aber als negativ für die vorkommenden seltenen (Vogel-)arten gezeigt hat. So würden diese Arten verschwinden, wenn die komplette Fläche verbuschen würde.
Der Pflege- und Entwicklungsplan des Gebietes hingegen sieht weitgehend offenes Grünland mit Kopfweidenbeständen und einzelnen, natürlichen Weidengebüschen vor.
Wenn keine Beweidung der Gebiete stattfindet, würden die Flächen verbuschen und der Schutzcharakter, der auch in den EU-Vogelschutzlinien festgeschrieben ist, würde verschlechtert werden.
Schlußbemerkung
Es bleibt abschließend zu sagen, daß die Maßnahmen der Beweidung mit dem Ministerium, der SGD (Struktur- und Genehmigungsdirektion, vormals Bezirksregierung) und den Unteren Landespflegebehörden und dem Selzverband abgestimmt sind und ihre Auswirkungen permanent kontrolliert werden.
Wie regelmäßige Kartierungen der beweideten Gebiete zeigen (Listen können angefordert werden und unter www.hahnheimer-bruch.de sowie unter www.gmn-ev.de im Internet abfragbar) hat sich der Artenbestand arten- und auch zahlenmäßig weiter erhöht.